Warum meine Webseite ‚SIX FEET UNDER‘ heißt

Der Titel ’Six Feet Under’ mag merkwürdig klingen, hat sich aber fast von selbst ergeben. Grund ist meine Liebe für die Engländer im Allgemeinen und für einen Speziellen im Besonderen. Er hat mich mit den Bräuchen seiner Landsleute vertraut gemacht und dazu gehört natürlich auch das Sterben. 
 
Unterschiede gibt es sicher keine, der Tod ist dem Engländer genauso gewiss wie dem Deutschen. Beide verdrängen es gerne, trotzdem scheint mir der englische Umgang mit der Beerdigung leichter zu sein, als ich es in meiner deutschen Heimat erlebt habe. Die Trauer ist bei beiden tief, manchmal grenzenlos und sie bemessen oder vergleichen zu wollen, wäre unsinnig. Aber der Umgang damit, die Rituale der Beerdigung sind unterschiedlich. Es fängt schon damit an, dass der Engländer nicht verpflichtet ist, eine Grabstelle zu nutzen. Im Normalfall wird der/die Tote verbrannt und die Asche den Angehörigen übergeben. Die verabreden sich dann am Wochenende mit Freunden und Familie und machen einen Ausflug zu einem schönen Platz, natürlich mit der Urne im Gepäck. Nicht selten zusammen mit dem Picknickkorb, der Wolldecke und natürlich ist auch der Hund dabei. Hat man sei Ziel erreicht, im Wald, am Fluss, gerne auch am Ufer des Meeres, man lebt schließlich auf einer Insel, dann übergibt man den Inhalt der Urne an die Natur. 
 
Noch heute wird der Tote nicht selten per Kutsche von zu Hause abgeholt. Sogar in London. Zwei oder sogar vier pechschwarze Pferde ziehen dann den Wagen, darauf der Sarg mit dem Verstorbenen. Es geht dann zum Friedhof, die sogenannte ‚final journey‘ oder umgangssprachlich ein ‚propper send off‘ findet unter großer Anteilnahme statt. Ein schönes, würdiges Bild, denn die Kutscher tragen historische Uniformen mit ‚top hat‘, also einem Zylinder. Ein letzter Witz wäre auf einer deutschen Beerdigung eher peinlich, in England sorgt nicht selten der Tote selbst dafür vor. Auf einem Sarg habe ich ein Messingschild entdeckt, mit den eingeprägten Worten: „Back to sender“.
 
Der Begriff ’six feet under’ gibt die Standardtiefe für ein Grab an. Es sind gut 1,80 m. In Deutschland macht man es ähnlich und beschreibt die Maße auf den Zentimeter genau in einem mehrseitigen Regelwerk, dass jeder Friedhofssatzung anhängt. Dort erfährt man, wie Tiefe, Länge, Breite und Abstände auszusehen haben. Ein knochentrockenes Werk, das unbeabsichtigt durchaus amüsieren kann. Die englischen ’six feet’ wurden 1665 vom Londoner Bürgermeister festgelegt und seither nie wieder infrage gesellt. Damals wütete die Pest in der Stadt und man wollte wissen, wie die unzähligen Opfer sicher bestattet werden können. Die Antwort lautete: „All the graves shall be at least six feet deep.“ Die Vorgabe hatte sich bewährt und so sah niemand einen Grund, jemals daran wieder etwas zu ändern. 
 
Übrigens habe ich noch etwas in London gesehen, was ich in Deutschland noch nie entdeckte. Wer nämlich die teure ‚final journey‘ per Pferd nicht bezahlen kann, der greift auf den Leichenwagen zurück. Der sieht in beiden Ländern gleich aus, nämlich tiefschwarz lackiert und blitzblank sauber. Nur der Hersteller wechselt, statt Mercedes fährt man in England mit einem Jaguar. Und dann gibt es neuerdings auch noch einen günstigen und umweltfreundlichen Service. Man kann die Fahrt nämlich auch im Kleinwagen machen. Natürlich bleibt der Tote im Sarg, und der ist fast so lang, wie der Innenraum des Autos (Ford Fiesta). Ein technischer Trick löst das Problem. Das Auto hat nur noch einen Fahrersitz und daneben wird der Sarg gestellt, der dann von Fuß- bis Kofferraum den Platz einnimmt. Damit es feierlich aussieht, wurde die Tür auf der Sargseite gegen eine Glasscheibe ausgetauscht. Eine überraschende und ist praktische Lösung, also typisch englisch.