Bei ihrer Einweihung 1923 stufte man sie als ‚Notkapelle‘ ein. Heute ist die Kapelle 12 eines der Kleinode, die es auf dem Ohlsdorfer Parkfriedhof zu entdecken gibt. Ganz am Ende der Cordesallee biegt der Weg rechts ab und am Ende steht dann dieses schmucke Fachwerkhaus. Wie (fast) alle Kapellen liegt sie auf einer Verkehrsinsel, mitten im Kreisverkehr. Es lohnt sich an der gegenüberliegenden Ausfahrt die Fahrt fortzusetzen, denn dort liegt der Britische Kriegsfriedhof und die Anlage gehört ohne Frage zu meinen Lieblingsplätzen im Park. Wer in Ruhe ein Buch lesen möchte, findet dort den idealen Platz. Zwei Bänke laden zum Verweilen ein.
Zurück zur Kapelle 12. Sie gehört zu den kleinen; sie bietet nur 48 Sitzplätze. Nun ja, nicht immer finden sich so viele trauernde Menschen ein; ich finde sie mehr als groß genug. Das Architektenteam, das den ausgeschriebenen Wettbewerb damals gewann, heißt Zauleck und Hormann. Ich muss gestehen nie von ihnen gehört zu haben, obwohl ich beruflich in der Branche tätig war. Immerhin haben sie sich gegen 80 Mitbewerber durchgesetzt. Ich finde, zu Recht, denn das Haus passt hierher und fügt sich harmonisch ein.
Dass das Gebäude so frisch aussieht, hat mit einer aufwendigen Restaurierung zu tun. Vor gut 10 Jahren wurde die Kapelle innen und außen renoviert. Dabei kam im Andachtsraum die dekorative Holzdecke wieder zum Vorschein. Sie überdacht den Raum mit goldenen Sternen auf blauen Hintergrund. Das sieht wunderschön aus.
Viele halten diese Kapelle für die zuletzt gebaute auf dem Friedhof. Das stimmt nicht ganz, denn es gibt noch eine Kapelle 13, die wohl größte von allen. Aber trotzdem hat der Friedhof nur zwölf Andachtshäuser, denn man sucht vergeblich eine Kapelle mit der Nummer 5. Das liegt daran, dass diese 1940 abbrannte. Ein überhitzter Kohleofen setzte das ganze Haus in Flammen. Man baute sie nie wieder auf. Zum Glück hat die hier vorgestellte Kapelle alle Widrigkeiten der Zeit überstanden und ist kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag in einem top fitten Zustand.