Die meisten Hamburger werden seinen Namen vielleicht nicht auf Anhieb zuordnen können. Wenn man aber dann den Hinweis ‚Ohlsdorfer Friedhof‘ hinzufügt, dann dürfte der Groschen gefallen sein. „Ja natürlich, die Cordesallee“, werden die Leute antworten. Cordes war Architekt und der Friedhof sollte sein Lebenswerk werden. Ein echter Hamburger Jung, geboren 1840 in Wilhelmsburg, das damals übrigens noch nicht zur Stadt gehörte. Er lernte den Beruf des Zimmermanns und studierte dann in Hannover. Vierzig Jahre lang beschäftigte er sich mit der Gestaltung des Ohlsdorfer Friedhofs. Von der Planung der Parkanlage bis zur praktischen Ausführung, inklusive Errichtung der Gebäude, war er dabei, zuletzt als Friedhofsdirektor.

Als Cordes mit seinem Team begann, starteten sie am heutigen Haupteingang Ohlsdorf. Der ganze westliche Teil des Friedhofs, bis zum Wasserturm und zur Kapelle 8, wurde von ihnen geschaffen. Dieser Teil trägt die Handschrift von Wilhelm Cordes. Sein Nachfolger, Otto Linne, weitete dann den Park bis zur Bramfelder Chaussee aus. Man kann die unterschiedlichen Konzepte der beiden Männer, die vom Zeitgeschmack bestimmt waren, noch heute leicht erkennen. Das heißt aber nicht, dass der Friedhof aus zwei Teilen besteht, denn Otto Linne legte größten Wert darauf, die Arbeit im Sinne von Cordes fortzuführen.

Wer könnte es korrekter erklären als Cordes selbst, der sein Friedhofsprojekt wie folgt vorstellte:

„Der Friedhof soll nicht eine Stätte der Todten und der Verwesung sein. Freundlichkeit und lieblich soll Alles dem Besucher entgegentreten und dadurch der Ort aus der umgebenden Landschaft herausgehoben und geweiht werden. In der richtigen malerischen Vereinigung von Architektur, Sculptur und Landschaftsgärtnerei liegt ein weiter Spielraum für die Phantasie und ein unerschöpfliches, freies Arbeitsfeld; und ein Friedhof, nach diesen Gesichtspunkten geleitet, könnte vorbildlich werden für das harmonische Zusammenwirken von Architektur, Sculptur und Landschaftsgärtnerei.“

Die Cordesallee wird von den Hamburgern besonders gerne im Mai aufgesucht. Dann blühen die Rhododendren in voller Pracht. Beide Seiten der Straße sind mit meterhohen Büschen bepflanzt. Mittendrin ist das Grab von Wilhelm Cordes zu finden.

DAS CORDES GRAB

Wilhelm Cordes starb im August 1917 im Alter von 77 Jahren. Natürlich wurde er auf seinem Friedhof begraben. Etwas versteckt, ganz in der Nähe des Riemann Mausoleums, findet man die Grabstelle. Ein deutlich sichtbarer Pfeil am ‚Stillen Weg‘ lässt einen nicht versehentlich an der Anlage vorbeigehen. Man steigt einen gewundenen Fußweg hoch und dann steht man vor dem blassroten Grabstein.