Verbinden Sie den Friedhof mit dem Begriff ‚Stille‘? Man könnte auf die Idee kommen, oder nicht? Ich habe allerdings heute Morgen etwas anderes erlebt. Es waren nur ganz wenige Besucher unterwegs und doch tobte am Prökelmoorteich schon das Leben. Dieser kreisrunde See, mit einem Durchmesser von 120 Metern, ist beispielhaft für die Naturbelassenheit des Ohlsdorfer Parkfriedhofes. Der Teich wird von einem künstlich ausgehobenen langen Kanal mit Wasser gespeist. Der kleine See aber war schon immer hier vorhanden. Er liegt fast an der Grenze des Geländes und wird deshalb von vielen Besuchern gar nicht wahrgenommen.

Die Wasservögel lieben den Teich. Sie haben hier ihr Paradies gefunden. Enten, Gänse, Haubentaucher und Schwäne gehören zu den fast immer anwesenden Vögeln. Jetzt im Frühling sind sie mitten in der Brut. Ihre Nester bauen sie aber nicht hier, sondern im nahegelegenen Inselteich, denn dort sind sie ungestört von Mensch und Fuchs. Aber die Junggesellen, die noch nicht geschlechtsreifen Tiere, scheinen sich im Prökelmoorteich verabredet zu haben. Da werden (Schein-) Gefechte vollzogen und rasante Start- und Landemanöver geübt. Alles von ohrenbetäubendem Geschrei untermalt.

Ich weiß gar nicht, wohin ich die Kamera zuerst halten soll. Um irgendwelche Einstellungen vorzunehmen, bleibt keine Zeit. Also wähle ich eine schnelle Verschlusszeit und einen hohen ISO-Wert. Es wird schon klappen. Und tatsächlich gelingen ein paar schöne Aufnahmen. Die Graugänse beherrschen die morgendliche Szenerie. Der Eisvogel, mein eigentliches Ziel, macht sich rar. Ganz kurz sichte ich ihn in einem Baum am gegenüberliegenden Ufer. Als kurz die Sonne auf ihn fällt, blitzt der blaue Rücken auf. Nur das macht mich aufmerksam, denn der Vogel ist zu klein, um aufzufallen.

 

 

Nach einiger Zeit wird es mir zu viel, die Ganter wissen mit ihrer Energie nicht wohin. Wenn sie sich zwischenzeitlich mal beruhigen, dann kommt bestimmt ein neuer Streithahn eingeflogen und schon geht das Ganze von vorn los. Ich will lieber noch einmal bei den brütenden Mamas vorbeisehen. Da ist es wirklich deutlich ruhiger. Bis dann eine plötzlich vom Gelege aufspringt und ein aufgeregtes Gackern von sich gibt. Sie hüpft um das Nest herum, flattert mit den Flügeln und kriegt sich gar nicht wieder ein. Panik? Nein, eher große Freude. Ist womöglich der erste kleine Schnabel durch die Schale gebrochen? Für mich hat es sich fast so angehört.

Ich freue mich schon auf die Gänsemütter, wenn sie mit ihrem Nachwuchs schwimmen gehen. Immer ein schöner Anblick. Die Kleinen beherrschen das Wasser vermutlich von Geburt an instinktiv. Bei mir war das eigentlich ähnlich; ich habe nie schwimmen gelernt, bin aber ohne jede Angst einfach ins Wasser gesprungen. Da war ich noch nicht einmal in der Schule. Erst ein wenig Hunde-Paddeln, dann habe ich es schnell herausgefunden, wie es besser funktioniert. Ich weiß noch heute, dass ich nie an meinem Erfolg gezweifelt hatte. Mir schien schwimmen so einfach, dass ich gar nicht auf die Idee kam es lernen zu müssen. Es hat geklappt, ich kam im Wasser nie in die Bredouille. Eigentlich eine gute Strategie und vielleicht lässt sie sich auch auf andere, neue Situationen anwenden. Darüber werde ich heute mal nachdenken.

 

Der Prökelmoorteich ist kreisrund. Man kann ihn bequem zu Fuß umrunden, landet dann aber auf der anderen Uferseite des Zuflussse. Etwas weiter ist ein Brücke, also kein Problem.